Schritte zum Gewahrsein – 8. Kontemplation

Veröffentlicht am 21. Juni 2025 um 07:13

Gedanken gleichen kleinen Lichtern, die in der Stille der Dunkelheit leuchten. Sie fragen nicht nach schnellen Antworten, sondern laden dazu ein, das Warum und die Zusammenhänge einfach wahrzunehmen, ohne sie ergründen zu müssen. Manchmal fühlt es sich an, als würde ich das große Puzzle der Realität nicht zusammensetzen, sondern es betrachten – Stück für Stück, ohne Hast, ohne Ziel. Immer deutlicher spüre ich, dass der Sinn nicht in einer klaren Lösung liegt, sondern im sanften Verweilen, im offenen Staunen, im liebevollen Zweifeln und im achtsamen Suchen – im kontemplativen Sein.

Praktischer Teil

Kontemplation ist die Kunst des bewussten, absichtslosen Betrachtens und Erlebens. Sie lädt dazu ein, die Welt und das eigene Innenleben mit Offenheit und Tiefe wahrzunehmen, ohne sofort zu bewerten oder zu handeln. Die folgenden fünf Übungen helfen, Kontemplation aus verschiedenen Blickwinkeln zu erfahren: durch Wahrnehmung, Gefühle, Denken, Handeln und Reflexion.

1. Wahrnehmung: Gegenstände achtsam betrachten

Wähle einen alltäglichen Gegenstand – etwa einen Stein, eine Tasse oder ein Blatt. Betrachte ihn einige Minuten lang mit allen Sinnen: Wie sieht er aus? Wie fühlt er sich an? Gibt es einen Geruch? Versuche, jede Kleinigkeit wahrzunehmen, ohne zu bewerten oder zu benennen. Es geht darum, einfach nur präsent zu sein und den Gegenstand in seiner Einzigartigkeit zu erleben.

2. Gefühle: Das Herz spüren

Lege eine Hand auf die Mitte deines Brustkorbs und spüre bewusst die Wärme und Berührung. Nimm wahr, welche Gefühle in diesem Moment auftauchen – vielleicht Ruhe, Geborgenheit oder auch Unruhe. Lass die Gefühle einfach da sein, ohne sie verändern zu wollen. Beobachte, wie sich dein Herzraum anfühlt und welche Empfindungen sich zeigen.

3. Denken: Gedanken neutral beobachten

Setze dich in Stille und beobachte deine Gedanken, wie sie kommen und gehen. Benenne sie innerlich ganz neutral, zum Beispiel „Gedanke“, „Erinnerung“ oder „Plan“. Versuche, dich nicht mit den Gedanken zu identifizieren, sondern sie wie Wolken am Himmel ziehen zu lassen. So entsteht Abstand und Klarheit, und das Denken wird ruhiger.

4. Handeln: Eine Tätigkeit achtsam ausführen

Wähle eine einfache Handlung, etwa das langsame Gehen, das Trinken einer Tasse Tee oder das Falten von Kleidung. Führe diese Tätigkeit mit voller Aufmerksamkeit aus – spüre jede Bewegung, jeden Kontakt, jeden Sinneseindruck. Bleibe ganz im Moment, ohne dich ablenken zu lassen. So wird selbst das Alltägliche zu einer kontemplativen Erfahrung.

5. Reflexion: Erfahrungen schriftlich festhalten

Nimm dir nach einer der Übungen Zeit, deine Erfahrungen aufzuschreiben. Was hast du wahrgenommen, gefühlt, gedacht? Gab es Überraschungen oder Widerstände? Welche Wirkung hatte die Übung auf dich? Durch das schriftliche Reflektieren vertiefst du das Erlebte und entwickelst ein bewussteres Verständnis für deine kontemplative Praxis.

Fazit

Kontemplation lässt sich im Alltag auf vielfältige Weise üben – durch achtsames Wahrnehmen, das Zulassen von Gefühlen, das Beobachten von Gedanken, bewusstes Handeln und ehrliche Reflexion. Mit der Zeit entsteht so ein tieferes Verständnis für das eigene Sein und eine neue Offenheit gegenüber der Welt. Jede kleine Übung ist ein Schritt hin zu mehr Klarheit, Ruhe und Verbundenheit.


„Brücken aus Gefühl“

Dieser Song lädt dazu ein, die Kraft der Emotionen als verbindende Brücken zwischen Mensch und Welt zu entdecken. „Brücken aus Gefühl“ erzählt davon, wie Freude, Trauer, Liebe und Staunen uns mit dem Leben und miteinander verbinden und wie echte Lebendigkeit erst durch Empathie und inneres Erleben entsteht.

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